Pilotprojekt zur Gewaltprävention erfolgreich abgeschlossen
Eine sichere Umgebung für Mitarbeitende und Patienten schaffen
Seit Ende 2021 arbeitet eine Projektgruppe im Maria-Hilf-Krankenhaus in Bergheim gemeinsam mit Verantwortlichen des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität zu Köln und unterstützt durch die Techniker Krankenkasse (TK) am Projekt PEKo 2.0. Dieses beschäftigt sich mit Ursachen und Lösungsansätzen zu Gewalt gegenüber Personal und Patientinnen und Patienten im Krankenhaus.
„Trotz des fast täglichen Vorkommens ist Gewalt häufig ein Tabuthema – sowohl intern als auch nach außen“, erklärt Daniel Zeißler, Leiter des PEKo-Teams im MHK. Am Mittwoch, den 15. März 2023, stellte das Team bei einer Info-Veranstaltung für die Krankenhausbelegschaft die Projektergebnisse der letzten Monate vor und stand zur Beantwortung offener Fragen zur Verfügung.
Auch Anja Weber und Dominik Stark von der Pflegekammer NRW hatten den Weg nach Bergheim gemacht, um sich über den Ablauf des Projekts zu erkundigen. Beide fanden lobende Worte und betonten, wie wichtig es sei, weiter auf die Thematik – Gewalt in der Pflege – aufmerksam zu machen. „Mit der Teilnahme am PEKo-Projekt ergreifen wir hier im MHK die Initiative, ein Bewusstsein für Gewaltsituationen im Arbeitsalltag zu vermitteln und diese dadurch nachhaltig zu vermeiden“, erklärt Sabine Reichstein, Pflegedirektorin im MHK, die Motivation zur Teilnahme an dem Projekt.
PEKo steht für „Partizipative Entwicklung und Evaluation eines multimodalen Konzeptes zur Gewaltprävention“ und verfolgt das Ziel, durch Aufklärung sowohl dem Personal als auch den Patientinnen und Patienten ein sicheres, möglichst gewaltarmes Umfeld zu gewährleisten. Denn leider gehören Gewaltereignisse – wenn auch nicht immer bewusst geschehend – in der stationären Versorgung zum Alltag. Betroffen sind sowohl Mitarbeitende als auch Pflegebedürftige. Gewalt kann sich in verschiedenen Formen äußern, dazu gehören z. B. körperliche Übergriffe, verbale Beleidigungen oder auch anzügliche Bemerkungen.
Für Monika Heimes aus dem Gesundheitsmanagement der TK, die ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war, gilt es, „mit PEKo eine Kultur des Hinschauens zu schaffen, um das Thema Gewalt zu enttabuisieren. Gleichzeitig kann der präventive Ansatz die Lebensqualität im Pflegeberuf verbessern.“
Entwicklung eines Präventionskonzepts
Teil des PEKo-Teams im Maria-Hilf-Krankenhaus sind Mitarbeitende aus verschiedenen Fachbereichen wie Pflege und Verwaltung. Gemeinsam mit den Projektleiterinnen Anja Bergmann und Bianca Kötz vom Institut für Pflegewissenschaft an der Universität zu Köln haben sie in den vergangenen Monaten an dem Präventionskonzept sowie dessen Umsetzung gearbeitet.
In einem ersten Schritt fand eine Erhebung statt, ob es beim Personal im MHK bereits Gewalterfahrungen gibt. Das Ergebnis: Von 48 teilnehmenden Mitarbeitenden hatten zum Zeitpunkt der Befragung 94 % in dem vergangenen zwölf Monaten schon einmal Gewalt am Arbeitsplatz erlebt. Dieser Wert ist vergleichbar mit dem Gesamtergebnis aller befragten Personen im Rahmen des Projekts.
Im Anschluss an die Erhebung wurde analysiert, welche Faktoren im Arbeitsalltag solche Handlungen auslösen können. Daraufhin entwickelte das Team im MHK ein gemeinsames Gewaltverständnis, das beschreibt, welche Handlungen, ob physisch oder verbal, als Gewalt gelten können.
Dieses Verständnis wurde mit alltäglichen Beispielen unterlegt und in Form eines „One-Minute-Wonder“-Posters in alle Bereiche des Krankenhauses getragen. „One-Minute-Wonder“ sollen Mitarbeitenden dort begegnen, wo regelmäßig wiederkehrende Wartezeiten innerhalb der Arbeitszeit entstehen. „Wie nebenbei“ sollen die Mitarbeitenden das Wissen der anschaulich gestalteten Informationsposter aufnehmen und verinnerlichen. Im Fall des PEKo-Projekts vermittelt das Info-Poster das Gewaltverständnis sowie potenzielle Gewaltsituationen, sodass die Mitarbeitenden für solche Situationen sensibilisiert werden. Darüber hinaus wird auf Leitfäden im Intranet aufmerksam gemacht, die z. B. betroffenen oder beobachtenden Personen von Gewaltsituationen die richtigen Ansprechpartner vermitteln.
Diese und weitere Maßnahmen wurden vorab von dem PEKo-Team in einem einrichtungsspezifischen Gewaltpräventionskonzept festgehalten. Dieses bildet den Ausgangspunkt für die Umsetzung, Weiter- und Neuentwicklung von Maßnahmen zur Gewaltprävention. Denn auch nach Abschluss des Projektes arbeiten die Mitarbeitenden weiter an der Etablierung von präventiven Maßnahmen im eigenen Haus.
Zusammenarbeit zwischen Krankenkasse, Universitäten und Krankenhäusern
Neben der Universität zu Köln setzen die Hochschule Fulda, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und die Universität zu Lübeck das PEKo-Projekt um. Unterstützt wird das Projekt seit 2018 von der Techniker Krankenkasse. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern entwickelt, fördert die TK die Umsetzung des Projekts finanziell im Rahmen des Präventionsgesetzes und des Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetzes.